Der Orden
Der Orden wurde durch den heiligen Bruno (geboren 1035 in Köln, nach großer Karriere Kanzler des Erzbischofes von Reims) gegründet: im Jahr 1084 erbaten er und sechs Gefährten vom Bischof von Grenoble die Zuweisung eines einsamen Gebietes, um dort fern vom Treiben der Welt ein Leben des Gebetes führen zu können. Sie erhielten ein Gebiet im Massiv der Chartreuse, in über 1100m Seehöhe gelegen. Bruno wurde bald nach Rom abberufen, wo sein ehemaliger Schüler Papst Urban II. in schwerem Kampf mit Kaiser Heinrich IV. lag und bald ins normannische Königreich flüchten mußte. Bruno erhielt vom Papst ein einsames Gebiet in der Nähe von Stilo, wo er sein zweites Kloster gründete und verstarb. Die strenge Regel des Ordens bildete sich erst später unter dem "2. Gründer", dem Abt Guigo I. heraus
Die Kartause Aggsbach 1
1373-1380
Die Kartause wird gestiftet von Heidenreich von Maissau und seine Gemahlin Anna von Kuenring. 1373 wird der Grundstein gelegt, 1377 ziehen die ersten Mönche ein (sie kommen aus Mauerbach), 1380 wird die Kirche eingeweiht. Der Stifter nennt sie "Unserer Lieben Frauen Pforte". Bereits der erste Prior
Johann Fleischesser wurde seiner Würde enthoben, weil er anläßlich der Beerdigung des Stifters den Frauen der Familie den Eintritt in den Klosterbereich gestattet hatte.
1387 schenken die Söhne des Stifters dem Kloster die Pfarre Gerolding, die seit dem 12. Jahrhundert besteht (der Ort Aggsbach selber gehörte damals zu vier Pfarren: Gerolding, Gansbach, Spitz, St. Michael, was zu entsprechenden Reibereien führte).
Das in Österreich hochangesehene Stiftergeschlecht versorgte das Kloster bis zu seinem Aussterben im 15. Jahrhundert auch weiterhin mit Landbesitz, der allerdings weit verstreut war. Grabsteine im kleinen Kreuzgang weisen noch heute auf die Kartause als Begräbnisstätte der Stifterfamilie hin (in der Gruft unter dem Chor), ebenso einzelne Schlußsteine mit dem Wappentier der Maissauer, dem Einhorn.
Als 1419 die Mönche der Prager Kartause vor den Hussiten flüchten mußten, vermehrten sich Personalstand und Bibliothek der wissenschaftlich interessierten Aggsbacher Mönche.
Die Hochblüte erreichte die Kartause unter dem Prior Vinzenz (von Aggsbach, 1435-48, gestorben 1464). Nach seinem Amt als Prior widmete er sich der Schriftstellerei, die vor allem mystische Theologie und die Konzilsproblematik betraf, nicht zur Freude seines Priors übrigens. Er war Freund der Kirchen- und Klosterreform und unterstützte das Konzil von Basel. Er war an einem weitgesponnenen Briefwechsel beteiligt.
1. Hof:
Der Große Kreuzgang bestand (wie in allen Kartäuserkirchen) aus einem Hof mit den Gräbern und nach außen zu den Zellen für die zwölf Mönche, kleinen eingeschoßigen Häusern mit einem Garten. Vermutlich wurden sie zur Wasserversorgung von einem kleinen Bach umspült. Er wurde leider zerstört, die Ringmauer ist noch vollständig erhalten.
2. Hof:
Vom kleinen Kreuzgang ist nur mehr weniger als die Hälfte erhalten. An seinen Flügeln befinden sich die Kirche, im Osten die Sakristei und die ehemalige Johanneskapelle (Erdgeschoß) bzw. die Bibliothek und der Kapitelsaal (1. Stock).
3. Hof:
Rund um den kleinen Hof liegen die Kirche, die Prälatur und das Refektorium sowie Zellen der Laienbrüder im Erdgeschoß. Ein wohldurchdachtes System von Verbindungsgängen nimmt hier seinen Ausgang.
4. Hof:
Der vierte Hof war eigentlich der für Besucher zugängliche Teil des Klosters. Er umfaßte die Prälatur, den gästetrakt und ganz im Westen einen Wirtschaftstrakt. Nach der Aufhebung wurde er "Schloß" genannt. Die Toranlage im Stil der Hochrenaissance war früher der einzige Zugang.
Der Tagesablauf der Mönche:
7.00 Prim, Gebet, Schriftlesung
8.30 Terz
8.45 Konventmesse
10.45 Sext, Studium, Arbeit
12.00 Mittagessen, Ruhe
13.45 Non, Studium, Arbeit
16.00 Vesper
16.45 kanonisches Offizium
17.45 Abendessen
18.15 Gebet
18.45 Komplet, Nachtruhe
23.30 Matutin
0.15 Laudes
2.30 Laudes, Nachtruhe
Die Kirche
Ist in ihrer edlen Anlage eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Die Stiftskirche (Abmessungen L*B*H ca. 46m*7m*15m) ist der Mariä Himmelfahrt geweiht, hat hohe Seitenfenster, ein dreiteiliges Maßwerkfenster im Westen und eine gotische Emporee unter Kreuzrippengewölbe mit schönen Schlusssteinen. Wie alle Kartäuserkirchen besaß sie weder Orgel noch Kanzel oder Kirchturm (in einer
Anordnung des Generalkapitels aus 1326 heißt es: "Wir befehlen, dass in unserem Orden niemand ein Musik- oder Klanginstrument besitzt oder ein solches gebraucht"). Wie bei den frühen Franziskanern und den Trappisten wurde auch bei den Kartäusern das Lob Gottes nur mit der menschlichen Stimme gesungen. Der Eingang in das Kloster befand sich nicht an der heutige Stelle, sondern weiter westlich beim großen Torturm.
Der kleine Kreuzgang besaß keine Verbindung zur Außenwelt. Der früher vorhandene Lettner wurde entfernt, als die Stiftkirche Pfarrkirche wurde. In dieser zeit wurde auch der Turm hinzugefügt. Die Kirche besitzt (wie alle Kartäuserkirchen) eine hervorragende Akustik. Von der ursprünglichen Einrichtung ist der Aggsbacher Altar von Jörg Breu d.Ä. (1501) mit Darstellungen aus dem Marienleben und dem Leiden Christi zu erwähnen, heute ein Prunkstück der Kunstausstellung des Stiftes Herzogenburg. Die gotische Einrichtung kam zunächst nach Maria Langegg und später nach Herzogenburg.
Die Kartause Aggsbach 2
16. und 17. Jahrhundert: die Zeiten waren schlimm, die Kämpfe gegen die Türken erfordertenhohe Steuerleistungen, die Reformation setzte den Klöstern stark zu. Die umliegenden Adelssitze hatten protestantische Burgkapläne, vom Kloster Aggsbach trat jedoch niemand zum Protestantismus über, allerdings gab es in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts nur mehr wenige Mönche (1544 außer dem Prior nur mehr drei Mönche), die Gebäude verfielen.Die Anlage wurde in den Jahrzehnten um 1600 im Stil der Renaissance wieder hergestellt unter Abt Thomas Mangold. 1661 bis 1699 wurde die Kirche renoviert. 1679 wütete die Pest und 1683 flüchtete alles vor den Türken. Die Ernennung der Prioren zu Prälaten mit Sitz im Landtag durch Kaiser Leopold I. (1670) trotz Protesten der Betroffenen und des Generalkapitels der Kartäuser brachte zusätzliche Eingriffe des Staates in das Klosterleben. Prior Hadersbach wurde 1721 vom Generalkapitel abgesetzt und von kaiserlichen Kommissaren in die steirische Kartause Seitz verbannt. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Kartause nicht mehr von frei gewählten Prioren sondern von ernannten Rektoren und Administratoren geleitet.
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1782 wurde das Kloster von Kaiser Josef II. aufgehoben. Joseph Sölnwanger, der letzte Hofrichter des Klosterswurde Verwalter, er war ein umsichtiger Mann; diestaatliche Herrschaft war aber schwerfällig und hart.Die Haupteinnahme des Klosters war der Wein, dievorrätigen 5000 Eimer wurden versteigert, der Erlös floss dem Religionsfonds zu. Den Niedergang konnte auch der Verwalter nicht aufhalten, das Gut wurde verkauft, die Kartause wurde zum Schloss, das von den ersten Besitzern auch bewohnt wurde. Die Schätze des Klosters kamen insServitenkloster Maria Langegg und dann nach Herzogenburg, das Archiv wurde als wertlos eingestuft und vernichtet, die Bibliothek (2309 Bände) wurde der Universitätsbibliothek einverleibt. Kunstschätze in Herzogenburg: der ältere Aggsbacher Altar, ein gotischer Altar von 1450, der Aggsbacher Hochaltar von Jörg Breu d.Ä. von 1501 eine Holzplastikund der Michaelsaltar von 1500, ein holzgeschnitzter Schrein.
Die Homepage der Pfarre Aggsbach ist unter http://www.pfarre.aggsbachdorf.at erreichbar.
Die Homepage des Kartäuserlandes ist unter der http://www.kartause-aggsbach.at erreichbar.