Geschichte des Schulhauses

Zur Geschichte unseres Schulhauses

Zum Werden und Wachsen unseres jetzigen Schulhauses gehört dazu, dass dieses einige Male zu klein wurde.
Im Jahre 1889 muss es wohl gewesen sein, dass wegen der vielen Schüler der Platz in der alten Schule zu eng geworden war. In der Chronik finden sich die folgenden wörtlichen Einträge: " 13. Mai wurde wegen Schulerweiterung sohin Schulbaues eine Ortsschulratssitzung unterm Vorsitze des Herrn Inspektors abgehalten. Es fehlte nur ein Mitglied, die erschienenen fünf Ortsschulräte gaben hiezu ihre Stimme. Eben wegen dieser Angelegenheit wurde am 18. Mai eine Ausschußsitzung abgehalten; von den elf erschienenen Gemeindevertretern stimmten alle für den Ankauf des Wagnerhauses und auch dafür, den Bau noch heuer zu beginnen.
Laut Zuschrift des löblichen Bezirksschulrates, an den Ortsschulrat gerichtet, datiert 5. Juni 1890 Zahl 1483, wird die Geneigtheit des hohen k.u.k. Landesschulrates vom 1. Juni 1890, Zahl 4220, ausgesprochen, die Erweiterung der hiesigen einklassigen Volksschule auf zwei Klassen zu bewilligen. In der Sitzung des löblichen Bezirksschulrates vom 12. Juni 1890, Amtsblatt Nr. 27, wird die Erweiterung der hiesigen Schule zur Kenntnis genommen. 28. August des Jahres (1890) war ich mit Herrn Bürgermeister des Schulbaues wegen bei der k.u.k. Bezirkshauptmannschaft in St. Pölten; wir trafen Herrn k.u.k. Bezirkshauptmann nicht anwesend und übergaben auf Aufforderung des Herrn k.u.k. Bezirksschulinspektors J. Thym den Bauplan, das auf den Bau bezügliche Sitzungsprotokoll und ein Gesuch wegen baldiger Commissionsabhaltung, um heuer den Rohbau noch fertig stellen zu können. 12. September 1890, vormittags, wurde die commissionelle Verhandlung hinsichtlich des neu zu erbauenden Schulhauses abgehalten.
Die wichtige Commission bestand aus den Herren: kk. Bezirkshauptmann, kk. Bezirksschulinspektor und einem Ingenieur der k.u.k. Bezirkshauptmannschaft; die Gemeinde war durch den vollzählig erschienenen Gemeinde - Ausschuß vertreten.

Der von Baumeister Berg, Melk, entworfene Bauplan wurde nur dahingehend abgeändert, dass die Trennung der Schüleraborte nicht durch eine hölzerne sondern durch eine Ziegelwand geschieht; weiters werden auf Anordnung des Herrn k.u,k. Bezirkshauptmannes die gegen die Straße zu gekehrten Fenster jetzt gegen den Kirchensteig anzubringen sein.
Am 28. September 1890 fand die Offerteröffnung statt. Es offerierte nur Franz Berg mit 5 % Nachlaß, gewährte schließlich 8%.
Sohin kostet der Bau:

Kostenvoranschlag fl  9. 629, 78
8% -iger Nachlaß ab fl      770, 30
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verbleibt  fl   8. 859, 48
Ankauf des Hauses fl   2. 500
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Zusammen fl 11. 359, 48


Montag, 4. October 1890, wurde der Schulbau in Angriff genommen. 23. November 1890 fand die Rohbaucollaudierung des Schulgebäudes statt.
Zuschrift des löblichen Bezirksschulrates St. Pölten, 13. VI. 1891 Zahl 1777: der hohe kk. Landesschulrat hat mit Erlass vom 12. Juni 1891 Zahl 5098 die Schule in Aggsbach auf zwei Classen bei gleichzeitiger Einführung des ganztägigen Unterrichts an beiden Classen erweitert und an Lehrpersonale systemisiert; die Stelle eines Oberlehrers, eines Unterlehrers respektive eine Unterlehrerin.

Der hohe n.ö. LandesAusschuß hat laut Zuschrift vom 15. VI. 1891, Zahl 18820, der Schulgemeinde Aggsbach zum Zwecke des Schulbaues eine Subvention von fl. 1.500 bewilligt.
4. August 1891 fand die Collaudierung der Schule statt. Hiezu erschienen die Herren: k.u.k. Bezirkshauptmann, k.u.k. Bezirksschulinspektor, Bezirksarzt und Landesingenieur.
9. August wurde die Schule eingeweiht. Zu dieser Feier versammelten sich die Schulkinder im neuen Schulgebäude, wurden in die Kirche geführt, von wo aus unter großer Beteiligung des Volkes und Musikbegleitung zur Schule marschiert wurde. Nach der Weihe hielt der Herr Pfarrer eine sympathische Rede, worauf die Volkshymne gespielt wurde; nun ging es zurück in die Kirche. Nach dem Amte erhielten alle anwesenden Kinder ein kleines Gabelfrühstück (beim Paredschneider). Es wurden einige Schullieder gesungen, um halb zwölf wurden die Kinder heimgeschickt.
Der erste Schultag im Neugebäude sollte am 14. August abgehalten werden; da dieser Tag ein Freitag war, das Volk gegen diesen Tag voreingenommen ist, so war der erste Schultag erst am 17.8. 1891 (15. August Feiertag, Marientag).
In der Ausschußsitzung vom 15. November 1891 wurde die Schulbau - Rechnung vorgelegt, wonach der ganze Schulbau auf fl. 13.282,55 zu stehen kommt.
Nachtrag zum Schulbau:
Löhne:

Polier fl. 18 per Woche
Facadmaurer fl. 2,5
Vorarbeiter fl. 1,5
Taglöhner 90 Kronen
Taglöhnerin 80 Kronen
Kalk kostete fl. 1,50 a hl
Hydrauer (heute Zement)5 q fl. 6
Mauerziegel 1000 Stück fl. 22
Dachziegel 1000 Stück fl. 43


Laut Zuschrift vom 27. Juni 1892, L.S.R., spricht der löbliche Bezirksschulrat für den Schulbau der Gemeinde Dank aus; namentlich aber dem Bürgermeister Franz Paredschneider besondere Anerkennung "der mit großer Umsicht und Aufopferung von Zeit und Mühe den Bau beaufsichtigt und dessen Initiative manches Zweckmäßige und Schöne bei der Anlage und Durchführung dieses Schulbaues sein Entstehen verdankt."  

In den folgenden Jahren erfolgten in den Ferien wie in den meisten Schulen die üblichen Arbeiten: Räume ausmalen, Fußböden ölen, kleinere Arbeiten. Im Jahre 1953 gab es eine größere Renovierung des Schulhauses.
Der Chronist schreibt dazu in der Chronik: "Nachdem schon durch drei Jahre die Notwendigkeit einer gründlichen Überholung der Schule dem Gemeinderat vorgestellt und auf das Anwachsen der Schäden von Gebäude aufmerksam gemacht wurde, ist es heuer dem Leiter gelungen, den Gemeinderat zur Bereitstellung einer größeren Summe dafür zu veranlassen. Außer dem ordentlichen Haushaltsplan wurden für Instandsetzungsarbeiten 35.000 S bewilligt.
Die Arbeiten wurden im Amtsblatt ausgeschrieben und wie folgt vergeben:
Verputz und Färbeln der Außenmauern an Architekt Konopitzky in Melk;
Ausmalen der Klassenräume, Gänge, Stiegenhaus und die Aborte, sowie die drei kleinen Räume der Dienstwohnung; alle Fenster und Türen der Schule und Dienstwohnung anstreichen und lackieren an Malermeister Böck in Melk.
Außer diesen Arbeiten wurden noch in der Diele und Küche ein neuer Fußboden, in der Küche ein Stück Terrazzoboden, in diesen Räumen das Licht unter Putz gelegt, alle Fenster gründlich ausgebessert und gestückelte Fenstertafeln neu verglast, besonders die Abortfenster mit Ornamentglas versehen.
Ganz besonders ist aber der Umbau der Abortanlagen zu erwähnen. Dadurch, dass von jedem Abort und Pissoir die Tür direkt auf den Gang mündet, war der üble Geruch in der Schule nicht zu vermeiden. Nun wurden die Zwischenräume herausgenommen, die Außentüren bis auf eine vermauert und im Erdgeschoß das ganz unzulängliche Pissoir aufgelassen. Dadurch wurde ein großer Vorraum geschaffen. Nun haben die Knaben im 1. Stock und die Mädchen im Erdgeschoß ihre Aborte.
Bei diesen Arbeiten kam man auch darauf, dass die beiden Trame, die unter diesem Pissoir im 1. Stock lagen, gänzlich vermodert waren und durch neue ersetzt werden mussten. In beiden Klassen wurden Waschmuscheln mit Fließwasser angebracht. Letztere Einrichtung wird wohl bei einigen Gemeinderäten der sozialistischen Fraktion Widerstand erregen, weil sie seinerzeit nicht besonders angeführt wurde.
Leider wurde der Zaun um den Marillen- und Hühnergarten wieder nicht repariert. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Handwerker eine saubere Arbeit lieferten und nun die Schule einen sehr schmucken Eindruck macht. Außer den Neubauten wird es im Bezirk wenige Schulen geben, die sich mit unserer messen könnten. Und das von einer so kleinen Gemeinde aufgebracht! Herr Bürgermeister Gamböck hat für diese Belange großes Verständnis aufgebracht und mich in meinem Vorhaben eifrig unterstützt."  

Mit 1. Jänner 1970 wurde im Zuge der Gemeindezusammenlegungen aus der Gemeinde Aggsbach und der Marktgemeinde Schönbühel die Marktgemeinde Schönbühel - Aggsbach. Vorläufig änderte sich in der Schule nichts, es gibt nach wie vor die Schule in Schönbühel und die Schule in Aggsbach Dorf.
Für große Aufregung sorgte im Schuljahr 1972/73 die Gemeinde mit der Mitteilung, das Grundstück, das zur Schule Aggsbach gehört, an eine Baufirma zu verkaufen. An dieser Stelle sollten 8 Eigentumswohnungen gebaut werden. Es bestand bereits ein mündliches Verkaufsabkommen mit der Baufirma. Der damalige BSI Regierungsrat Berger hätte den Bau eines Turnsaales oder eines Kindergartens lieber gesehen. Aus Mangel an Bewerbern für eine Eigentumswohnung wurde zum Glück aus dem Verkauf nichts und der Schulgarten blieb der Schule erhalten. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass zirka 30 Jahre danach eine wunderbare Turnhalle auf eben diesem Grundstück stehen würde.

Mit Schulbeginn 1975/76 wird ein Schulverband mit der Volksschule Schönbühel gegründet. Von Schönbühel kommen in diesem Jahr 11 Schüler nach Aggsbach in die 1. Klasse und 9 Schüler in die 2. Klasse (2. und 3. Schulstufe). Die Aggsbacher Kinder der 4. Klasse besuchen den Unterricht in der Volksschule Schönbühel.
Mit Schuljahr 1978/79 tritt die Direktorin der VS Aggsbach Dorf Frau Oberschulrat Maria Pani in den Ruhestand.
Ihr Nachfolger für beide Schulen wird Direktor Gerhard Zimmermann, der bisherige Leiter der VS Schönbühel. Der Schulverband bleibt weiterhin aufrecht - in Aggsbach wird die 1. Klasse (1. und 2. Schulstufe) unterrichtet, in Schönbühel die 2. Klasse (3. und 4. Schulstufe). Die Kinder werden mit dem Schulbus in die jeweilige Schule geführt.
Am 25. August 1981 fällt in der Gemeinderatssitzung der Beschluss, die Schule in Schönbühel stillzulegen. Empfohlen wird diese Stilllegung vom BSR Melk. Gleichzeitig beschließt der Gemeinderat für die Großgemeinde in Schönbühel den neuen Kindergarten zu bauen. Noch ahnt niemand, dass einmal eine 2. Gruppe notwendig sein wird. Heute steht ein moderner, 2-gruppiger Kindergarten in Schönbühel. Unsere Schule wurde bisher also meist zweiklassig, ein paar Jahre auch nur einklassig geführt.
Der Leiter Direktor Gerhard Zimmermann ging mit 1. September 1981 in Pension und der jetzige Direktor Franz Gruber wurde ab diesem Zeitpunkt mit der Leitung der Schule betraut. Mit 1. August 1984 wurde er zum Volksschuldirektor ernannt.

Im Schuljahr 1985/86 gab es an unserer Schule zwei Schulversuche.
Es wurde ein neuer Lehrplan (der jetzt gültige) erprobt. Außerdem unterrichteten in 2 Klassen (4 Schulstufen) drei Lehrer. Die Kinder wurden in den Fächern Deutsch, Lesen, Mathematik und Sachunterricht getrennt unterrichtet. Wieder war der Platz zu eng geworden, denn wir benötigten sofort ein weiteres Klassenzimmer. Als drittes Klassenzimmer diente ab nun das ehemalige Wohnzimmer der Leiterwohnung. Wegen seiner Größe und Malerei wurde es von uns Lehrern liebevoll "rosa Salon" genannt.
In einem Gespräch eröffnete mir der damalige BSI, Frau Regierungsrat Maria Thalhammer, ab dem Schuljahr 1986/87 vierklassig in Betrieb gehen zu können. Als Behelfsklasse diente uns im wahrsten Sinn des Wortes das Schlafzimmer der ehemaligen Leiterwohnung, ein sehr kleiner Raum.
Alle freuten sich nun über die vier Klassen, wenn auch das Unterrichten in den beiden "kleinen Klassenzimmern" für Kinder und Lehrer mühevoll war. Es dauerte wieder einige Jahre, bis wir durch den damaligen Landesschulinspektor Regierungsrat Dr. Hans Maukner unerwartete Hilfe erhielten.
Durch eine Verwechslung der beiden Orte Aggsbach Dorf und Markt inspizierte er am 23. Oktober 1990 unvermutet unsere Schule.Er war von den beiden kleinen Klassen wenig begeistert. Seine "Begeisterung" dokumentierte er noch durch eine ziemlich kräftige Stimme. Er bezeichnete in einem Brief an mich das Klassenzimmer als ein "Lehrmittelzimmer". Mit diesem Schreiben marschierte ich zu unserem Bürgermeister Anton Draxler.
Im Sommer 1992 wurde das Schulhaus aufgestockt. Wir bekamen dadurch eine neue Klasse, einen Bastelraum und einen Vorraum. Auch die Räume der ehemaligen Dienstwohnung wurden in diesem Sommer umgebaut. Durch diesen Umbau erhielten wir aus zwei kleinen Klassen eine große Klasse.
Ein weiteres Problem belastete uns Lehrer all die Jahre hindurch - es gab keinen Turnraum, schon gar nicht einen Turnsaal. Unvergesslich bleiben mir die Turnstunden im Klassenzimmer. Später fand Herr Bürgermeister Draxler eine Lösung für dieses Problem. Es gibt in der Nähe der Donau einen alten, aufgelassenen Tanzsaal. Diesen hatte die UNION zum Fußballspielen adaptiert. Die nächsten Jahre fuhren alle Klassen mit dem Schulbus in diesen Saal turnen. Die Kinder freuten sich sehr über diese Lösung. Weniger Freude hatten Eltern und Lehrer damit.
Es gelang mir dann doch noch, die Gemeinde als Schulerhalter für einen Turnsaalbau zu überzeugen. Wesentlich half mir dabei der Elternverein unter dem damaligen Obmann Ing. Gerhard Knedelstorfer. So fand am 16. Oktober 1999 der Spatenstich zum Turnsaalbau statt. Bald darauf wurde mit dem Bau begonnen. In den Sommerferien 2000 konnte der Zubau abgeschlossen werden.
Durch diesen neuerlichen Zubau bekamen wir einen modernen Turnsaal, Duschräume, 2 Garderoben, ein WC, einen Geräteraum und eine neue Eingangshalle. Jeden Besucher unserer Schule begrüßt in der Halle die Nikolausstatue (Schutzpatron der Schüler). Ein herzliches Dankeschön unserem "Hobbyschnitzer", Herrn Rupert Wilhelm aus Aggsbach Dorf, der uns diese Statue zum Geschenk machte. Am 5. November 2000 fand um 14 Uhr die feierliche Eröffnung und Segnung des Zubaues statt.  

Lieber Leser dieser Seiten, ich wüsste noch sehr, sehr viel zu erzählen. Ich hoffe trotzdem, Ihnen allen einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung unserer Volksschule Schönbühel - Aggsbach in Aggsbach Dorf verschafft zu haben. Für das Zustandekommen unseres netten Schulhauses danke ich besonders Herrn Bürgermeister Anton Draxler und allen Gemeinderäten
Franz Gruber, Direktor Aggsbach Dorf, Juni 2003